Projektinhalt

Die Offshore-Windenergienutzung, obwohl durchweg noch im Planungsstadium, befindet sich bereits heute im Brennpunkt neuartiger Umweltkonflikte, die ansatzweise bereits bei anderen regenerativen Energiegewinnungsarten, insbesondere bei der Windkraftnutzung an Land, zu beobachten sind, sich aber offshore noch einmal zuspitzen. Unsere These lautet, dass eine neue Konstellation der gesellschaftlichen Auseinandersetzung um Ökologie zu erkennen ist, die im wesentlichen auf den folgenden drei Merkmalen beruht:

  • Es handelt sich bei diesen Konflikten immer auch um "innerökölogische" Auseinandersetzungen, bei denen um die ökologischen Gewinne wie auch um die ökologischen Kosten regenerativer Energiegewinnung gestritten wird. Insofern verläuft der Graben hier "mitten durch die Reihen der Umweltschützer", wobei die thematische Ausdifferenzierung des Umweltdiskurses dazu beiträgt, dass er in jeweils fragmentierter Form zur Legitimation ganz unterschiedlicher Interessen herangezogen werden kann.
  • Das "David-gegen-Goliath"-Schema traditioneller Umweltkonflikte passt nicht mehr. Es bilden sich neuartige, nicht selten heterogene Koalitionen auf beiden Seiten, wobei häufig eine komplexe Gemengelage von "innerökologischer" Kontroverse einerseits und diversen Nutzungskonflikten andererseits vorliegt.
  • In diesen Konflikten herrscht auf beiden Seiten Risikoverdacht: Ebenso wie die Verfechter bestimmter regenerativer Energiegewinnungstechniken ihren Kritikern die Risiken der Klimakatastrophe vorhalten, sehen sie sich selber einer nicht selten mehrdimensionalen Risikoperspektive konfrontiert, aus der heraus die Gefahren dieser Techniken für Natur und Mensch thematisiert werden. Am Beispiel der Off-shore-Windkraftnutzung könnte eine besonders heftige Konfrontation beider Risikoperspektiven drohen, da der Wahrnehmung eines außerordentlich großen Klimaschutzeffekts durch die Offshore-Technologie die Befürchtung katastrophischer Risiken (z.B. durch mögliche Tankerunglücke) gegenübersteht.


Mehrere Fallstudien zur sozialen Konfliktualität konkreter Entwicklungsvorhaben im Bereich der Offshore-Windenergienutzung wurden durchgeführt. Folgende Untersuchungsziele standen dabei im Zentrum:

Erstens ging es darum, zu einer genauen, empirisch-analytisch abgesicherten Bestimmung des vermuteten Formwandels zu Umweltkonflikten zu kommen und dabei insbesondere auch der Frage nachzugehen, ob sich in den Konflikten um die Windenergie im Offshore-Bereich Ansatzpunkte zu einer weniger fragmentierten Rezeption des Umweltdiskurses herausbilden.

Zweitens sollte die Konfliktdynamik in iherer sozialen Prozesshaftigkeit genauer untersucht werden, auch in vergleichender Perspektive: Was sind z.B. die Ursachen unterschiedlicher Konfliktverläufe und Konfliktlösungen?

Und schließlich soltlen auch einige umweltpolitischen Konsequenzen benannt werden, die sich im Interesse der Energiewende aus der spezifischen Konfliktuallität der Off-shore-Windenergienutzung ergeben könnten.