Projektinhalt

Das auf eine Laufzeit von 2 Jahren veranschlagte Projekt schließt an das Vorgängerprojekt „Innovative Tarifpolitik – Modellinitiative Einzelhandel“ an. Gegenstand ist der Prozess, in dem ein Konzept zur grundlegenden Neuordnung der tariflichen Entgeltsysteme im Einzelhandel, das von Vertretern der Tarifparteien zunächst im Rahmen eines über längere Zeit von der realen Tarifpolitik weitgehend entkoppelten Projekts erarbeitet worden ist, in das tarifpolitische Aushandlungssystem eingebracht und im Wechselspiel zwischen Projekt-, Tarif- und Betriebsebene modifiziert und konkretisiert und schließlich in manifeste Tarifpolitik umgesetzt wird.
Das neue Entgeltsystem soll sowohl eine neue, anforderungsbezogene und analytisch begründete Eingruppierungsstruktur als auch die Aufnahme variabler Entgeltbestandteile in die Tarifregelungen beinhalten. Auf der Grundlage der Analyse dieses Prozesses soll eine Frage beantwortet werden, die weit über den unmittelbaren Gegenstand und die konkrete Branche hinaus weist: Lassen sich die unabdingbaren Voraussetzungen tarifpolitischer Innovationsfähigkeit - belastbare Vertrauensbeziehungen und die durch sie ermöglichte Begrenzung von Ungewissheit – auch in Bereichen schaffen, in denen sie nicht bereits zu Zeiten entstanden, als der Arbeitsmarkt die Aushandlungsarenen stabilisiert hatte. Dabei geht es nicht in erster Linie um persönliche Vertrauensbeziehungen, sondern um ‚institutional trust’, also um die Überzeugung der meisten beteiligten und betroffenen Akteure davon, dass sie es mit hinreichend verlässlichen sozialen Handlungsbedingungen zu tun haben. Die damit aufgeworfene Frage ist im Zeichen dauerhaften gesellschaftlichen Umbruchs sowohl theoretisch wie praktisch von eminenter Bedeutung.
Die Untersuchung erfolgt als qualitative Verlaufsfallstudie, die auf das Wechselspiel zwischen den unterschiedlichen Tarifakteuren und Handlungsebenen abstellt. Im Hinblick auf die unmittelbare tarifliche Aushandlungsebene wird auf drei exemplarische Tarifbezirke fokussiert. Sie wird realisiert in interdisziplinärer Zusammenarbeit des SOFI mit dem Lehrstuhl für Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie der Universität Trier (Prof. Conny A. Antoni) und mit Unterstützung von Eckhard Eyer von Perspective Eyer Consulting (PEC).