Projektinhalt

In den letzten zwei Jahrzehnten lässt sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine Zunahme von Leiharbeitskräften sowie Solo-Selbstständigen beobachten, die als externe Erwerbstätige bezeichnet werden können. Insbesondere in wissensintensiven Beschäftigungsfeldern wie den IT-Dienstleistungen und der Medizin werden externe Erwerbstätige im Kern von Organisationen eingesetzt und arbeiten dort direkt mit den Festangestellten zusammen. Zumeist unterscheiden sich die Beschäftigtengruppen allerdings hinsichtlich ihrer Arbeitsbedingungen sowie hinsichtlich der Modi der Aushandlung dieser Arbeitsbedingungen und der Bedeutung verschiedener Akteure der Interessenvertretung. Der Einsatz externer Erwerbstätiger fordert damit gleichermaßen die arbeits- und organisationssoziologische sowie die Industrial Relations-Forschung heraus.

Das beantragte Vorhaben geht der Frage nach, welche Auswirkungen der Einsatz von (hoch-)qualifizierten externen Erwerbstätigen im organisationalen Kern auf betriebliche und überbetriebliche Kooperationsbeziehungen hat. Konkret soll untersucht werden, inwiefern Unterschiede oder Gemeinsamkeiten von externen Erwerbstätigen wie Solo-Selbstständigen, Leiharbeitskräften und Festangestellten auf der strategischen Ebene, in der Zusammenarbeit sowie auf Ebene der Interessenorganisationen thematisiert werden und wie sich die Kooperation oder Konkurrenz der Beschäftigtengruppen auf mehr oder minder intendierte Wissenstransferprozesse und auf die überbetriebliche Interessenvertretung auswirkt.

Mit einem Mixed-Methods-Studiendesign sollen Erkenntnisse über die Kooperations- und Konfliktpotenziale gewonnen werden, die aus Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen externen Erwerbstätigen und Festangestellten erwachsen und Aufschluss geben über Wissenstransfer- und Vergleichsprozesse sowie über organisationale Strategien, die Kooperation zu befördern oder zu begrenzen. Die empirische Untersuchung umfasst (1) Experteninterviews mit der strategischen Organisationsebene und mit Vertretern/innen von betrieblichen und überbetrieblichen Interessenvertretungen, (2) teilnehmende Beobachtungen (inkl. Beobachtungsinterviews) sowie (3) leitfadengestützte, problemzentrierte Interviews mit Erwerbstätigen unterschiedlicher Erwerbsstatus. Die qualitativ gewonnenen Ergebnisse sollen (4) mit einer quantitativen Erhebung generalisiert werden, indem Wahrnehmungsmuster der Zusammenarbeit zwischen Solo-Selbstständigen, Leiharbeitskräften und Festangestellten vergleichend analysiert werden.

Die Untersuchung der Voraussetzungen für sowie der Formen und Folgen von Konkurrenz, Kooperation und Gruppenbildungsprozessen in flexiblen Arbeitsmärkten ist relevant sowohl für die Organisationsforschung (insbesondere zu Beschäftigungsstrategien, Boundary Spanning-Prozessen und organisationaler Gerechtigkeit) als auch für die Forschung zum Wandel der industriellen Beziehungen.