Projektinhalt

Im Zentrum der von der DFG geförderten Untersuchung steht die bundespolitisch eingeleitete "Energiewende", die bisher beträchtliche Wachstums- und Innovationspotenziale im Bereich der regenerativen Energien freisetzen konnte. Die zentrale Untersuchungsfrage lautet, welche soziale Dynamik von dieser Entwicklung, die auf einen tiefgreifenden Strukturwandel im Energiesektor hinauslaufen könnte, ausgelöst wird. Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf typische Formen der soziokulturellen und regionalökonomischen "Einbettung" der regenerativen Energien und geht der Frage nach, inwieweit hierin besondere Chancen, aber auch Grenzen der weiteren Diffusion des regenerativen Energiesektors angelegt sind. In vorangegangenen Studien haben wir uns bereits eingehend mit der Entwicklung im Windenergiesektor befasst, so dass in der laufenden Untersuchung die Diffusion der Solarenergie- und Biogasnutzung stärker im Vordergrund steht. Insbesondere interessiert uns die Bedeutung "neuer" Energieproduzenten, die - vor dem Hintergrund günstiger gesetzlicher und politischer Rahmenbedingungen - als Innovatoren, Multiplikatoren und Techniknutzer auf den Plan treten und in Konkurrenz zu den traditionellen großbetrieblichen Energieerzeugern treten. Hierbei spielen zivilgesellschaftliche Akteure, aber auch mittelständische Unternehmen sowie Akteure aus Kommunalverwaltung und Kommunalpolitik eine zentrale Rolle. Vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Strukturwandels in der Landwirtschaft zeichnet sich zudem ab, dass Landwirte als Betreiber von Biogasanlagen und Photovoltaikanlagen im zunehmenden Maße zu Akteuren der Energiewende werden. Auch dieser Aspekt soll in der laufenden Untersuchung hinreichend berücksichtigt werden.

Wenn wir somit der Frage nachgehen, inwieweit sich die Energiewende im Bereich der regenerativen Energieerzeugung institutionalisiert hat und inwieweit dabei die Herausbildung neuer Akteursstrukturen im Energiesektor mit allgemeineren gesellschaftlichen Wandlungsprozessen verknüpft ist, so interessieren uns dabei auch die Hemmnisse und Widerstände, die einer solchen Entwicklung entgegenstehen könnten. Neben der Frage, welche Bedeutung hier dem Interessenkonflikt mit dem traditionellen Energiesektor zukommt, geht es uns vor allem darum, der ambivalenten Rolle des zivilgesellschaftlichen Akteursspektrums nachzugehen. Zivilgesellschaftliche Akteure gehören nicht nur zu den wichtigsten Triebkräften und Multiplikatoren der Energiewende, sondern können auch zu relevanten Gegenkräften werden, z.B. dort, wo im Rahmen von Anwohnerkonflikten die Verbreitung dezentraler Energiegewinnung (z.B. durch Windkraftanlagen, Biogasanlagen oder Photovoltaik-Freilandanlagen) eingeschränkt wird oder wo im Zuge von "innerökologischen" Konflikten bestimmte Standorte und Techniken der regenerativen Energieerzeugung oder die damit verknüpften energiepolitischen Strategien unter Umwelt-, Natur- bzw. Landschaftsschutzgesichtspunkten in Frage gestellt werden.

Das Forschungsvorhaben stützt sich auf qualitative Erhebungsmethoden, insbesondere auf Experteninterviews sowie auf Internet-, Presse und Literaturrecherchen und wird im Rahmen gezielter Fallstudien typische Verbreitungsmechanismen sowie Konfliktkonstellationen aus den Bereichen Solarenergie, Biogas und Windenergie einbeziehen.