Projektinhalt

Von April 2008 bis Ende 2010 haben Vermittlungsteams in ausgewählten Arbeitsagenturen anders als ihre Kolleginnen und Kollegen in der regulären Arbeitsvermittlung beraten: In einem Modellversuch erprobte die Bundesagentur für Arbeit unter der Projektbezeichung „Interne ganzheitliche Unterstützung zur Integration im SGB III“ (PINGUIN) den Ansatz, Arbeitslose, die in der Kundendifferenzierung als arbeitsmarktfern eingestuft werden, durch Projektteams mit eigenem Personal bei einem besonders günstigen Betreuungsschlüssel intensiv zu betreuen. Verzichtet wurde auf die sonst mögliche Zuweisung zu Maßnahmen, bei denen eine „ganzheitliche Integrationsleistung“ durch beauftragte Dritte erbracht wird. Die Fachkräfte der Projektteams hatten bei der individuellen Bewerbungsunterstützung und beim Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente weitreichende Handlungsfreiheit; Fördermaßnahmen für sie wurden aus einem fallbezogenen Budget bezahlt.

Mit der qualitativen Evaluation und Implementationsanalyse dieses Modellprojekts wurde das Soziologische Forschungsinstitut (SOFI) in Göttingen beauftragt. In einem ersten Projektabschnitt wurde die Arbeit von drei Projektteams ab Oktober 2008 quantitativ mit Ergebnissen in vergleichbaren Fällen anderer Agenturen des gleichen Regionaltyps verglichen. In die qualitative Evaluation wurde die Regelvermittlung in drei Vergleichsagenturen einbezogen. Die Evaluation dieses Projektabschnitts endete im März 2010 (die quantitative Evaluation nach Wirkungskennzahlen lag bei der Bundesagentur für Arbeit). In einem zweiten Projektabschnitt wurden in drei weiteren Agenturen Projektteilnehmer mit einer Kontrollgruppe innerhalb der gleichen Agentur verglichen, die in der Regelvermittlung oder bei externen Maßnahmeträgern betreut wurden. Die qualitative Evaluation dieses stärker experimentellen Projektdesigns endete im März 2011. (Quantitative Ergebnisvariablen wurden vom Institut für Arbeitsmarkt  und Berufsforschung in der Bundesagentur für Arbeit erhoben und ausgewertet).

Ziel der qualitativen Evaluation war es, die durch diesen Ansatz bewirkten Veränderungen in der Qualität der Vermittlungsprozesse, in der Arbeitssituation von Fachkräften wie auch in der Bewertung der Leistungen durch Mitarbeiter/innen und Arbeitslose herauszuarbeiten und zugleich Anhaltspunkte für eine Verbesserung der Leistungsprozesse vor Ort zu liefern. Dazu rekonstruierte das SOFI-Evaluationsteam zu mehreren Erhebungszeitpunkten die Bearbeitung von insgesamt 220 Fällen über Prozessdaten, Interviews und telefonische Befragungen; 61 Beratungsgespräche wurden nichtteilnehmend beobachtet. Fachkräfte und Arbeitslose wurden interviewt und telefonisch oder persönlich zum Ergebnis der Fallbearbeitung nachbefragt. Tagebuchaufzeichnungen von Fachkräften über 463 Arbeitstage im Projekt und 176 Arbeitstagen in der Regelvermittlung, Expertengespräche mit Führungskräften, „internen“ Schnittstellen (z.B. Arbeitgeberservice) und „externen“ Dritten (z.B. beauftragten Maßnahmeträgern) ergänzten das Erhebungsprogramm. Die beiden Teilstudien beruhen auf über 560 Interviews mit Expert/inn/en der beteiligten Agenturen (Leitungsebene, Fachkräfte, AG-S, Trägerteams, Beauftragte für Chancengleichheit, Psychologischer Dienst), mit der BA-Zentrale, mit Kund/inn/en und fallbeteiligten. Die Erhebungen begannen im Oktober 2008 und endeten im Herbst 2010.

Für jeden der beiden Projektabschnitte wurden zwei Zwischenberichte und ein Abschlussbericht erstellt. Die Projektberichte blieben zunächst intern. Der Abschlussbericht, der die Ergebnisse beider Projektabschnitte aufnimmt, wurde den Gremien der Bundesagentur im Juni 2011 vorgelegt. Nach der Freigabe durch die Bundesagentur für Arbeit sind für 2012 eine gemeinsame Buchveröffentlichung mit dem IAB sowie ein IAB-Kurzbericht geplant.