Werkstattgespräch 2/2006

Regulierung des Umbruchs- Umbruch der Regulierung?

Arbeit als Gegenstand von Staats-, Unternehmens- und Haushaltsstratgien
Göttingen, 9./10. März 2006


Das bundesdeutsche Produktions- und Sozialmodell steht im Zeichen des Umbruchs – so eine zentrale These des ersten Berichts zur Sozioökonomischen Entwicklung in Deutschland (SOEB I). Haben wir es dabei aber mit modifizierten Regulierungsstrukturen bzw. einem Umbruch in Gegenstand, Reichweite und/oder Ebene von Regulierungsaktivitäten zu tun, der (zumindest teilweise) für Veränderungen in den Bereichen Arbeit und Lebensweise verantwortlich ist? Zeitigen vielmehr weitgehend unveränderte Regulierungsformen im Zuge der seit Anfang der 1970er Jahre feststellbaren ökonomischen und sozialen Umwälzungen »nur« andere Ergebnisse? Oder schlägt sich Regulierung gar nicht (direkt) in messbaren sozioökonomischen Strukturveränderungen nieder, weil derlei Veränderungen mehr mit längerfristigen ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen als mit punktuellen Eingriffen der jeweiligen Akteure zu tun haben?
Die Frage, in welchem Verhältnis die statistisch messbaren sozioökonomischen Veränderungen auf der einen Seite, Regulierungsstrukturen und Regulierungsaktivitäten auf der anderen Seite stehen, wurde in SOEB I allenfalls gestreift. Sie berührt aber insofern den Kern wissenschaftlicher Debatten über »Welfare State Regimes« oder »Varieties of Capitalism«, als die Annahme der Kontinuität (bzw. Pfadabhängigkeit) nationalstaatlicher Regulierungsszenarien als Ausgangspunkt für Modellbildung und darauf beruhende internationale Vergleiche dient. Weil darüber hinaus den Möglichkeiten und Grenzen der aktiven Regulierung von Arbeit und Lebensweisen im Rahmen von Staats-, Unternehmens- und Haushaltsstrategien eminente politische Bedeutung zukommt, sollen sie künftig stärker als bisher berücksichtigt werden.
Mit den Konsequenzen dieser thematischen Erweiterung im Programm der sozioökonomischen Berichterstattung beschäftigt sich dieses Werkstattgespräch. Wir wollen uns über andere Forschungsansätze informieren und Kommentare anderer Forschungs- und Berichtsansätze zu unseren konzeptionellen Überlegungen einholen. Anhand ausgewählter Dimensionen der Regulierung von Arbeit soll diskutiert werden, wie sich Regulierung im Umbruch periodisieren lässt, wie sie für Sozialberichterstattung fassbar gemacht werden kann und welcher Stellenwert der (bundes-)deutschen Entwicklung des späten 20. Jahrhunderts im historischen und internationalen Vergleich zukommt.
Nicole Mayer-Ahuja (SOFI)

Beiträge:

  • Nicole Mayer-Ahuja: Regulierung des Umbruchs - Einleitungstatement: [PDF]
  • Nicole Mayer-Ahuja: Regulierung des Umbruchs - Folien: [PDF]
  • Ludger Pries: Struktur und Regulierung von Erwerbsarbeit: [PDF]
  • Diana Auth: Regulierung von Arbeitszeit: [PDF]
  • Claus Schäfer: Regulierung von Einkommen: [PDF]
  • Martin Baethge/Markus Wieck: Regulierung von Bildung: [PDF]
  • Heike Solga: Gering Qualifizierte als Regulierungsproblem: [PDF]
  • Sigrid Betzelt: Lebensläufe und Geschlechterarrangements: [PDF]
  • Dorit Sing: Übergang in den Ruhestand: [PDF]
  • Hans Walter Schmuhl: Geschichte der Arbeitsmarktpolitik: [PDF]
  • Max Koch: Arbeitsmarkt im internationalen Vergleich: [PDF]
  • Ulrike Kress: Arbeitsmarktmonitoring: [PDF]
  • Volker Baethge-Kinsky: Monitoring und Sozialberichterstattung: [PDF]